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Wer sich, wie ich das tue, längere Zeit mit der medialen Berichterstattung zu den Entwicklungen in der bundesdeutschen Bildungslandschaft befasst, begegnet viel Widersprüchlichem. Um Fehlentwicklungen zu beheben, ist manchmal zu viel, manchmal zu wenig Geld da.
Die Digitalisierung an Deutschlands Schulen steckt einerseits in den Kinderschuhen, andererseits fragt man sich in den Redaktionen auch, ob ein Zurückfahren des Digitalisierungsprozesses angesichts der Entscheidungen in Schweden und Dänemark, mehr auf analoge Lehr- und Lernmittel zu setzen, nicht eher angesagt wäre. Sind Lehrer zu gut oder zu schlecht bezahlt? GEW-nahe Journalisten sehen die deutschen Lehrkräfte unterbezahlt und trommeln auch für den Kampf gegen rechts, der immer opportun ist. Konservative, beziehungsweise freiheitliche Journalisten, die es in den sogenannten alternativen, das heißt tatsächlich unabhängigen Medien gibt, sehen eine links-grüne Meinungstotalitarismus auf dem Vormarsch und arbeiten den muslimisch genährten Antisemitismus und Machismo in der Schülerschaft heraus. Die Liste ließe sich gut verlängern.
Nun ist aber bezüglich des sattsam bekannten „Lehrermangels“, der sich nicht totschweigen oder gar leugnen lässt, herausgekommen, dass er unterschiedlich bewertet wird. Das „Deutsches Schulportal der Robert-Bosch-Stiftung“ berichtete unlängst, dass zu Beginn dieses Jahres „drei verschiedene Prognosen zum Lehrermangel zu unterschiedlichen Ergebnissen“ kamen. Anfang März hatte das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) errechnet, dass „bis 2035 an den allgemeinbildenden Schulen 155.000 bis 177.500 Lehrkräfte fehlen“ würden. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hatte bereist Ende 2023 verkündet, dass sie von 68.000 fehlenden Lehrkräften ausginge. Die Diskrepanz zwischen den Zahlen erklärt man seitens des FiBS mit aktuelleren Daten zur Bevölkerungsentwicklung. Das Forschungsinstitut prognostizierte kürzlich ebenfalls bis 2035 einen Mangel von 16.000 Lehrkräften an den Grundschulen. Bildungsforscher Klaus Klemm und Bildungsexperte Dirk Zorn sehen das im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung anders: alles halb so schlimm, beziehungsweise irgendwie anders schlimm – je nachdem aus welchem Blickwinkel man die Entwicklung sieht. Klemm und Zorn gehen „davon aus, dass sich zumindest der akute Lehrermangel an Grundschulen bis Mitte des Jahrzehnts umkehren wird. Wie der berechnete, dürften von 2023 bis 2035 insgesamt rund 96.250 fertig ausgebildete Lehrkräfte fürs Grundschullehramt zur Verfügung stehen. Der Bedarf an neuen Einstellungen im selben Zeitraum wird jedoch voraussichtlich nur etwas mehr als 50.000 Personen umfassen.“ Weil die KMK ihrerseits nur einen Gesamtüberschuss von nur 6.300 Absolventinnen und Absolventen ermitteln konnte, führen die Bertelsmann-Forscher rückläufige Geburtenzahlen als Erklärung für unterschiedlichen Zahlen ins Feld.
Wie man es allerdings auch dreht und wendet, so bleibt doch gewiss, dass es einen großen Lehrermangel gibt und geben wird. Nicht zuletzt auch deshalb, weil eine aus dem Ruder gelaufene fahrlässige Migrationspolitik für extrem steigende Schülerzahlen sorgt. Die Zahlen, die die KMK im Herbst 2023 herausgab, lassen vermuten, dass der Zuwachs an Schülern bis 2035 knapp zehn Prozent (9,2) betragen wird. Allein in den Grundschulen Baden-Württembergs stieg die Zahl der Erst- bis Viertklässler „von 395.000 im letzten Jahr auf 413.000 im Schuljahr 2023/24.“
Maßnahmen wie die Ausweitung des Direkteinstiegs auf Grundschulen und die Sekundarstufe I oder auch Image-Kampagnen, die zum Einstieg in den Lehrerberuf aufrufen, sowie das Gewinnen von Quereinsteigern für den Direkt- und Seiteneinstieg könnten Früchte tragen. Ob allerdings damit auch das Arbeitsumfeld mit den links-ökologischen Indoktrinationsaktionen staatlicherseits oder die multi-ethnische, diversifiziert-kulturelle Zusammensetzung der Schülerschaft mit ihren inhärenten Konflikten und Schieflagen attraktiv auf junge Akademiker wirkt, lasse ich einmal dahingestellt. Immerhin zeigt eine in Hamburg durchgeführte Gefährdungsbeurteilung von Lehrkräften im Vorbereitungsdienst […] eine hohe gesundheitliche Belastung von Referendarinnen und Referendaren […].“ Demnach fühlen sich 70 Prozent der Referendare gesundheitlich beeinträchtigt. 19 Prozent sehen bei sich sogar „eine starke gesundheitliche Beeinträchtigung“, und „der psychische Zustand hat sich seit Beginn des Referendariats bei 78 Prozent verschlechtert (38 Prozent deutlich verschlechtert). Eine Verschlechterung des körperlichen Zustandes geben 70 Prozent an (23 Prozent deutlich verschlechtert).“ Das liest sich gar nicht gut.