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Politische Ämter bringen es mit sich, dass – ganz egal, welcher Versager auf einem Ministersessel sitzt – gelegentlich auch gute Dinge in seinem Namen passieren. Der im Voraus arbeitende ministerielle Beamtenapparat, längst beschlossene Agenden und Kooperationen helfen auch der größten fachlichen Null durch die alltäglichen Aufgabenstellungen. So nun geschehen beim Bewegungsgipfel von Bundesinnen- und Bundesgesundheitsministerium.
„Gemeinsam für mehr Bewegung und Sport“ so ist auf der Website des bundesdeutschen Gesundheitsministeriums zu lesen, bringen „Sportministerin Nancy Faeser und Gesundheitsminister Karl Lauterbach […] Bund, Länder, Kommunen und Sportverbände zusammen, um Bewegung und Sport zu stärken.“ Immerhin neun Bundesressorts, Länder, Kommunen und Verbände wie der Deutsche Olympische Sportbund trafen sich am 13. Dezember In der Max-Schmeling-Halle in Berlin mit dem Ziel, „in Deutschland die Rahmenbedingungen für Bewegung und Sport zu verbessern. In einer gemeinsamen Gipfelerklärung verpflichten sich alle Beteiligten zu konkreten Maßnahmen, um Bewegung und Sport für Bürgerinnen und Bürger einfacher zugänglich zu machen unabhängig von Wohnort, Herkunft, Geschlecht, Alter, finanziellen Möglichkeiten und individuellen körperlichen und geistigen Fähigkeiten.“
Hintergrund für den Aktionismus ist die vollmundig vorgetragene Erkenntnis der stramm linken Bundesinnenministerin, dass Sport und Bewegung nach den Pandemiejahren dringend politische und gesellschaftliche Aufmerksamkeit brauchen. Denn: „Die Pandemiejahre waren ein tiefer Einschnitt für den Sport. Jetzt gilt es, wieder durchzustarten.“ Mit andren Worten, man versucht die selbst angerichteten tiefen Verwerfungen im sozialen Leben der Menschen nun wieder einigermaßen gerade zu biegen. Deswegen sitzt wohl auch Karl Lauterbach in der Berliner Sporthalle, denn auf seinem Mist wuchsen die höchst fragwürdigen Grundrechtseinschränkungen und die völlig überzogenen „Pandemie“bekämpfungsmaßnahmen. Auch Nancy Faeser, für die Sport letztlich nur ein Werkzeug ihrer politischen Handwerkskiste ist, entblödet sich nicht, nachdem sie Deutschland mit der in Katar getragenen One-Love-Binde zur Lachnummer gemacht hatte, auf dem „Bewegungsgipfel“ als „Sportministerin“ aufzutreten.
Trotzdem hat der Gipfel sein Gutes: Bewegungsmangel ist vor allem bei Teenagern weit verbreitet, meldet die Presse. Grund dafür unter anderem, Kinder spielen heute weniger draußen als früher. Der Inhaber des Lehrstuhls für Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt Bewegung und Gesundheit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Klaus Pfeifer, beklagt den Verlust der „Straßenkindheit“. Hinzu kommen nach Ansicht des Forschers zurück gegangene Geburtenraten: „Demzufolge gibt es weniger Gleichaltrige in der Nachbarschaft, mit denen freies Spiel und Bewegung möglich sind. Insgesamt fehlen in der direkten Wohnumgebung heute Bewegungsräume wie offene Schulhöfe oder freie Flächen. Klaus Pfeifer: „Es braucht vor allem eine Veränderung der Rahmenbedingungen. Der Alltag in Kindertagesstätten und Schulen muss […] so gestaltet werden, dass Bewegungsförderung selbstverständlich dazugehört. Es braucht dort eine Kultur der Bewegungsförderung – mit guten Konzepten, einer entsprechenden Befähigung der Pädagogen und auch baulich angepassten Bedingungen.“
Letztlich kann man Klaus Pfeifer nur zustimmen, wenn er meint, dass die Politik gefordert ist, zielgerichtete Strategien für Bewegungsförderung zu entwickeln. Der Nürnberger Sportwissenschaftler hält es zudem für hilfreich, „ein nationales Gesundheitsziel „Bewegungsförderung“ auszurufen. Denn Bewegungsförderung ist politisch bislang nirgends wirklich gut verankert, selbst im Bundesgesundheitsministerium gibt es kein eigenes Referat für dieses Thema. So etwas ist überfällig.“ Damit das allerdings was wird, sollte Karl Lauterbach in seiner hoffentlich überschaubaren Amtszeit dringlichst die Finger davon lassen.