TALIS: Anregungen und Verbesserungen durch internationalen Abgleich

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Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL) stellte unlängst fest, dass das Arbeitsumfeld der Lehrkräfte in Deutschland bisher nur lückenhaft untersucht worden ist. Düll meint: „Dabei könnten international vergleichbare Daten helfen, hier zielgerichtet und effektiv Verbesserungen vorzunehmen. In einem attraktiven Arbeitsumfeld liegt ein Schlüssel zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels.“ Aus diesem Grund hat der Lehrerverband nun in einem offenen Brief an die Kultusministerkonferenz (KMK) appelliert, Deutschland möge an der kommenden TALIS-Studie (Teaching and Learning International Survey) der OECD teilnehmen. Die internationale Vergleichsstudie ist auf fünf Jahre angelegt, die nächste Veröffentlichung ist für 2025 geplant.

Doch was ist TALIS? Die Studie untersucht zahlreiche Aspekte des Arbeitslebens in der Schule in allen relevanten OECD-Staaten. In der Pressemitteilung des Deutschen Lehrerverbandes heißt es dazu, dass in den entsprechenden Ländern Lehrkräfte über ihr Arbeitsleben in der Schule befragt werden. Die Erhebung untersucht viele Aspekte, angefangen beim schulischen Umfeld und der Art und Weise, wie Lehrkräfte untereinander Feedback geben bis hin zu ihren Unterrichtsmethoden und ihrer Teilnahme an kontinuierlicher beruflicher Weiterbildung. Deutschland hat sich bisher lediglich an der TALIS-Starting-Strong-Studie beteiligt, die wichtige internationale Vergleichsdaten zu den Rahmenbedingungen des Beschäftigungsfeldes und pädagogischen Praktiken im Kita-Alltag liefert.

Die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV), Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, sieht bis dato viele Bemühungen, um die Leistungsentwicklung unseres Schulsystems für die Schüler zu messen, doch die Lehrer seien bisher zu kurz gekommen. Dabei böte die TALIS-Studie „eine gute Möglichkeit, um den Ist-Zustand unseres Bildungssystems zu analysieren, bewährte Praktiken zu identifizieren und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Lehrkräfte abzuleiten.“ Denn die OECD-Studie untersucht schon seit 2002 die Arbeitswelt der Lehrer. Dies vor allem und ausdrücklich in dem Bemühen, auf der Basis der Ergebnisse den Beruf des Lehrers attraktiver und die Lehrtätigkeit effektiver zu gestalten.

Davon sollen auch die beruflichen Schulen profitieren. Die Vorsitzenden des Bundesverbands der Lehrkräfte für Berufsbildung (BvLB), Pankraz Männlein und Dr. Sven Mohr, konstatieren denn auch, dass berufliche Schulen schon deutlich länger mit dem Problem des Lehrkräftemangels zu kämpfen haben. Man habe zwar pragmatisch handeln müssen und über „neue Ideen und Strukturen“ Lehrkräfte im beruflichen Bildungssystem halten und neue Lehrkräfte durch Studium und Quereinstieg gewinnen können, doch der Zukunftsfähigkeit zuliebe soll der „Bereich der beruflichen Bildung mit seiner breiten Palette von Bildungsangeboten und Schulformen zukünftig in die TALIS-Untersuchung“ mit einbezogen werden.

Und Dirk Meußer, kommissarischer Vorsitzender des Verbands Deutscher Realschullehrer (VDR), stellt fest: „Die Daten, die über eine Untersuchung wie TALIS gewonnen werden können, sind wichtig, um die Ausbildung der zukünftigen Lehrkräfte zu gestalten und die Fortbildung der Lehrkräfte zielgerichtet anzubieten und auszubauen. In jedem Bundesland gibt es zudem aktuell anders gestaltete Qualifizierungsangebote, um Lehrkräfte für den Quereinstieg in den Schuldienst auszubilden – TALIS könnte Daten liefern, was gerade diese Kolleginnen und Kollegen brauchen und auf welche Qualifizierung sich die Länder beim Quereinstieg einigen sollten.“

Immerhin scheint eine vernünftige Datenbasis und eine von außen ermittelte Bestandsaufnahme des Arbeitslebens der Lehrer in den bundesdeutschen Schulen allemal sinnvoller als der nächste und gefühlt tausendste Bildungsgipfel – ohne Ergebnis. Vielleicht ist auch dies einer von möglicherweise richtigen Schritten zur Behebung des Lehrermangels.