Schulbildung: Leistungen in den Kernfächern lassen stark nach

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Der IQB-Bildungstrend wird vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen der Humboldt-Universität zu Berlin im Auftrag der Kultusministerkonferenz durchgeführt. Mit dem Trend-Bericht und den Tests, auf denen die Auswertungen basieren, soll festgestellt werden, „inwieweit Schülerinnen und Schüler in Deutschland Bildungsstandards erreichen und wo Steuerungsbedarf besteht.“ Das in der 41. Kalenderwoche präsentierte Monitoring ist erschreckend.

Denn ein Drittel der Schüler erfüllt in Deutschland in der 9. Klasse nach den bundesweiten Tests des IQB-Bildungstrends nicht die Mindeststandards für den mittleren Schulabschluss (MSA) im Fach Deutsch beim Lese- und Hörverständnis. Ein Fünftel der getesteten Schüler versagt bei der Rechtschreibung. Das gegenteilige Bild dazu liefern die Tests im Fach Englisch. Besonders positiv, wie die Autoren des „IQB-Bildungstrend 2022 – Sprachliche Kompetenzen am Ende der 9. Jahrgangsstufe im dritten Ländervergleich“ betonen, hier „hat sich der Anteil der Schüler:innen, die mindestens die Regelstandards für den MSA erreichen, zwischen den Jahren 2015 und 2022 um 11 Prozentpunkte im Leseverstehen und um gut 10 Prozentpunkte im Hörverstehen erhöht.“ Besonders auffällig ist allerdings der schon länger anhaltende Trend nach unten: „Im vergangenen Jahr zeigten das die schlechten Testergebnisse bei Viertklässlern in Mathe- und Deutsch. Nun wird bei den Neuntklässlern deutlich, dass sie zunehmend Probleme mit Textverständnis und Schrift haben.“

Als Ursachen derartiger Fehlentwicklungen machen die Forscher des IQB besonders die Corona-Schutzmaßnahmen verantwortlich. Der ausgesetzte Präsenzunterricht, der Schulen großflächig betraf, hat „die ungünstigen Entwicklungen im Fach Deutsch in nicht unerheblichem Maße mit verursacht“ – so heißt es in der Studie. Immerhin hatte die OECD festgestellt, dass zwischen Frühjahr 2020 und Frühjahr 2021 der Unterricht an mindestens 180 Tagen empfindlich gestört war. Etwa elf Millionen Schüler der Bundesrepublik hatten also „an mehr als 180 Tagen sogenanntes Homeschooling, Wechselunterricht oder andere Unterrichtsformen, weil Schulen zu oder nur zum Teil geöffnet waren. Das sind 67 Prozent der rund 270 Schultage im untersuchten Zeitraum zwischen Januar 2020 und 20. Mai 2021.“ Durchschnittlich waren die Grundschulen 64 Tage, weiterführende Schulen waren an 85 Tagen geschlossen und Gymnasien oder Berufsschulen waren 83 Tage zu und 103 Tage nur teilweise geöffnet.

Neben den völlig überzogenen Corona-Maßnahmen machen die IQB-Forscher als Ursache des Qualitätsverlusts im Fach Deutsch den immer stärker steigenden Anteil ausländischer Schüler aus. Im Bericht heißt es, dieser habe „sich bundesweit seit dem Jahr 2009 um rund 11 Prozentpunkte „signifikant“ erhöht.
Demnach haben 38 Prozent der Neuntklässler entweder Eltern, die nicht in Deutschland geboren wurden oder sind selbst im Ausland geboren. […] Neuntklässler mit Zuwanderungshintergrund erreichten […] „signifikant geringere Kompetenzen“.“

Die gegenteilige Entwicklung im Fach Englisch – Neuntklässler könnten schriftliche Texte und gesprochene Sprache in Englisch besser verstehen als 13 Jahre zuvor – wird von den Studienautoren zaghaft, aber nachvollziehbar mit den Internet-Angeboten, die in der getesteten Altersgruppe konsumiert werden, begründet.
„Es könnte“, so die Forscher, „an Tiktok, Youtube und Streamingdiensten liegen. Die Nutzung digitaler Medien, die während Corona zugenommen habe, finde vermutlich häufig in englischer Sprache statt.“ Nichts Schlechtes also, wo nicht auch was Gutes dabei ist.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Katharina Günther-Wünsch sieht die Mangelbehebung in „einer intensiven Sprachförderung und einer Fokussierung auf die Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern“. Man solle gerade in den Metropolen des Landes die Kinder und Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte in besonderem Maße in den Blick nehmen. Der hessische Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz meint, „dass die rasanten Veränderungen in der Schülerschaft noch mehr Anstrengungen von uns erfordern, als es bisher der Fall ist. Wir müssen unsere Maßnahmen noch weiter ausbauen, die vor allem auf das Erlernen der Bildungssprache Deutsch als der Grundlage jeden Wissenserwerbs in der Schule abzielen. Dazu gehören Vorlaufkurse zur Sprachförderung bereits vor Eintritt in die Grundschule, mehr Lesezeiten in der Grundschule, aber auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Einrichtungen der frühkindlichen Bildung, da hier die Grundlagen für eine erfolgreiche Schullaufbahn, vor allem der Kinder mit einer anderen Muttersprache als Deutsch, gelegt werden.“

Schön wäre es, wenn auch auf die autochthonen Deutschen, die Schüler, deren Muttersprache das Deutsche ist, geachtet würde. Bei allem Bemühen um die Schüler mit Migrationshintergrund dürfen die Einheimischen nicht zu kurz kommen. Die unkonkreten Besserungsgelöbnisse der KMK-Mitglieder verheißen dabei nichts wirklich Gutes. Es wird im melting pot des bundesdeutschen Klassenzimmers weiter gewurstelt werden. Um die Standards zu erreichen, müssen diese durchgesetzt und die endlose Zuwanderung mit der dadurch verursachten Niveauvolatilität beendet werden.