Kultusministerkonferenz (KMK) ohne Lösungen für anhaltenden Lehrermangel

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Josef Kraus, bis 2017 Präsident des deutschen Lehrerverbandes, ist mit dem Ergebnis der „Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz“ (SWK) unzufrieden und hält ihre vorgeschlagenen Maßnahmen in der 40seitigen Handlungsempfehlung vom 27. Januar für untauglich.

„Diese Expertise kommt erstens um viele Jahre zu spät. Und sie vernebelt zweitens die Ursachen des Lehrermangels, nämlich das Versagen der Personalpolitik der 16 Länder, wenn in der Expertise zu lesen ist: „Der Lehrkräftemangel hat in erheblichem Maße demografische Ursachen …“

Wie bitte? Im Jahr 1997 gab es im wiedervereinten Deutschland allein in den allgemeinbildenden Schulen 10,1 Millionen Schüler. 2008 waren es dann 9,0 Millionen, 2018 gab es 8,3 Millionen, im Jahr 2022 sind es 8,4 Millionen. Also, mit der demografischen Entwicklung der Schülerschaft kann der Lehrermangel nichts zu tun haben. Dass es von 2018 auf 2022 einen Zuwachs von rund 100.000 Schülern gab, macht einen Zuwachs von 1,2 Prozent aus. Zugegebenermaßen kamen – wer weiß, für wie lange – rund 200.000 ukrainische Schüler hinzu. Aber es bleibt dabei: Das Elend mit der Lehrerversorgung hat sich die Politik seit mindestens zwanzig Jahren selbst zuzuschreiben. […] Was die SWK jetzt empfiehlt, ist Flickwerk und alles andere als eine langfristige Strategie.“, so der streitbare Pädagoge bei Tichys Einblick.

Das Erschließen von „Beschäftigungsreserven bei qualifizierten Lehrkräften“ heißt für Kraus im Klartext die Erhöhung der Unterrichtskontingente der Teilzeitlehrer und Reaktivierung pensionierter Lehrer. Die „Entlastung und Unterstützung qualifizierter Lehrkräfte durch Studenten und andere“ bedeutet eine „Entprofessionalisierung des Lehrerberufes“. „Flexibilisierung durch Hybridunterricht in höheren Jahrgangsstufen“ meint „Fortsetzung eines gerade für schwächere Schüler ineffektiven, in coronabedingten Zeiten der Schulschließungen ersonnenen Distanzunterrichts.“ Besonderer Gegenstand des Anstoßes ist die sogenannte „Flexibilisierung der Klassengrößen an weiterführenden Schulen“. Hier steckt für Bildungspolitikkritiker Josef Kraus der Wurm drin, denn große Klassen schneiden bei Leistungstests nicht schlechter ab, aber sie benötigen einen „straff von der Lehrkraft geführte[n] und in hohem Maße aktivierende[n] Unterricht. Und zweitens: Schule und Lehrer müssen wieder als Autoritäten gelten.“

Wie genau dies nach Jahrzehnten einer durch rot-grüne Bildungspolitik etablierten Reform- und Kuschelpädagogik geschehen soll, bleibt unbeantwortet, sondern wird auch so gar nicht erkannt. Damit lange zurück reichende Versäumnisse kurz- bis mittelfristig bewältigt werden können, wird wohl allerdings an den Vorschlägen der KMK vorerst nichts vorbei führen. Nur die Rückkehr zu einer leistungsorientierten und gleichzeitig kindgerechten Pädagogik allerdings wird das deutsche Ausbildungs- und Schulsystem wieder zum weltweit anerkannten Hub für wettbewerbsfähige junge Menschen machen.