„Klischeefreie“ Berufserkundung oder Erkundung individueller Interessen und passender Berufsfelder?

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Quelle:kompetenzz.de

Am 3. April bieten der „Girls‘ Day“ und „Boys‘ Day“ Jugendlichen die Gelegenheit, Berufe zu erkunden. Ziel der Aktion ist es, angeblich traditionelle Rollenbilder aufzubrechen und eine geschlechterunabhängige Berufswahl zu fördern. Während Männer in sozialen Berufen wie der Pflege nach wie vor selten vertreten sind, gibt es in technischen Berufen weniger Frauen.

Bundesweit beteiligen sich zahlreiche Unternehmen an der Initiative, öffnen ihre Türen und ermöglichen Jugendlichen praxisnahe Einblicke durch Schnupperpraktika. Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse können sich auf den Webseiten www.girls-day.de und www.boys-day.de über Angebote in ihrer Region informieren und anmelden.

Bereits Mitte März standen rund 21.600 Angebote mit über 162.900 verfügbaren Plätzen bereit, darunter auch 6.700 barrierefreie Praktika. Unternehmen haben die Möglichkeit, ihre Angebote kostenfrei auf den Portalen einzustellen, um Jugendliche für ihre Berufsbilder zu begeistern. Oft entstehen durch diese Kontakte langfristige Perspektiven, die später in Ausbildungsplätze münden, weshalb die Aktion für Unternehmen eine wertvolle Nachwuchsgewinnung darstellt.

Auch Eltern und Lehrkräfte können die Aktionstage aktiv begleiten oder in den Unterricht integrieren. Dafür stehen zahlreiche Informations- und Unterrichtsmaterialien online zur Verfügung. Zudem unterstützen Arbeitsagenturen, Jobcenter und Jugendberufsagenturen die Initiative gemeinsam mit vielen weiteren Partnern.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) engagiert sich nicht nur als Unterstützerin der Aktionstage, sondern auch als Arbeitgeber. Mädchen beispielsweis erhalten hier etwa die Möglichkeit, IT-Berufe kennenzulernen und sich über berufliche Perspektiven in der IT-Branche zu informieren. Durch die Aktionstage erhalten Jugendliche berufliche Orientierungen und Anregungen, während Unternehmen frühzeitig in Kontakt mit potenziellen Nachwuchskräften treten können.

Ob die hehren Ansätze des Projekts allerdings greifen? Das bleibt fraglich, denn das Statista Research Department meldete am 15.01.2025 zum Anteil von Frauen und Männern in verschiedenen Berufsgruppen 2024, dass in einigen Berufen die Geschlechterverhältnisse von Frau und Mann „deutlich unterschiedlich verteilt“ sind. So war der Frauenanteil „in Berufen der Erziehung, der Hauswirtschaft und Theologie im Jahr 2024 am höchsten. Die Männer dominierten dagegen in den handwerklichen Berufen des Baugewerbes: Mit Stand 2009 waren „99,9 Prozent aller Maurer männlich“.

Nichtsdestotrotz ist die Aktion unterstützenwert, weil ja doch immer mehr Frauen einer Erwerbstätigkeit nachgehen … müssen. Statista: „Die Erwerbstätigenquote von Frauen [ist] in den vergangenen 30 Jahren stetig angestiegen. Hierbei kommt das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf, da Frauen immer noch den größeren Teil der Care-Arbeit in den Familien übernehmen.“ Letzteres ist vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung der „Bio-Deutschen“ mit den sinkenden Geburtenraten eine zum Nachdenken anregende Entwicklung. Man könnte auch vom Normalzustand sprechen.

Hans-Peter Hörner