Gendern lässt sich ändern

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Auf meinem Schreibtisch liegt das Buch „Noch normal?“ von Birgit Kelle. Im Prolog ist zu lesen: „Gender ist lächerlich, aber nicht witzig. Es steht nicht weniger als alles auf dem Spiel, was bisher als normal galt. Falls man das Wort „normal“ noch sagen darf, ohne sofort in eine homophobe, transphobe oder gleich in die rassistisch-rechte Ecke, alternativ ins „Diversity“-Trainingscamp verbannt zu werden, nur weil man Vater-Mutter-Kind noch immer für eine Durchschnittsfamilie hält und mit der Variable von zwei Geschlechtern absolut zufrieden ist. Eine ganze Genderindustrie arbeitet fleißig an der Schaffung einer neuen Normalität, und jene, die nie gefragt wurden, dürfen das alles mit ihren Steuergeldern finanzieren.“

Allerdings hat eine Umfrage ergeben, dass eine Mehrheit der Deutschen das sogenannte „Gendern“ ablehnt. Sänger Heino brachte es im privaten Fernsehen auf den Punkt und meinte zum Thema: „Denen haben sie ins Gehirn geschissen, so wie wir im Rheinland sagen.“ Eine repräsentative Umfrage von Civey im Auftrag von „t-online“ bestätigt die Ansicht des eigenwilligen Barden: 76,1 Prozent der Befragten lehnten geschlechtergerechte Sprachformulierungen (“gendern“) ab, nur 15,3 Prozent votierten mit „gut“. 8,6 Prozent zeigten sich unentschieden.

Selbst in der linken taz wurden unter dem Titel „Gendergerechte Sprache: Echt der letzte Müll“ zehn Argumente gegen das Gendern veröffentlicht. Der Autor fragte sich „Binnen-I, Asterisk, Unterstrich, Partizipbildungen – muss gendergerechte Sprache wirklich sein?“ Nein, muss sie nicht. Denn dass – zum Beispiel – viel kritisierte generische Maskulinum ist ein Sprachgebrauch, der nicht nur Männer bezeichnet. „Die Form“, so ist in der linken Postille zu lesen, „ist also schön neutral und vollkommen losgelöst von Geschlecht oder Stereotypen. Interessant an der Civey-Umfrage ist übrigens, dass sich in Bezug auf die politischen Lager eine Mehrheit für das Gendern nur bei den Grünen-Anhängern findet. 40 Prozent der Linken finden das Gendern gut. „Am wenigsten beliebt sind die Sprachformulierungen bei Anhängern der AfD. Von ihnen lehnen 98 Prozent das Gendern ab, 94 Prozent sind es bei den CDU-Wählern.“

Nun hat ausgerechnet der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, der ganz offensichtlich auch einmal den konservativen Teil des bayerischen Wahlvolkes für sich gewinnen will, das Gendern in Bayern verboten. Ab dem 1. April ist in Bayern das Gendern mit Sonderzeichen (Schüler*innen, Schüler:innen u. Ä.) im amtlichen Schriftverkehr und an Schulen nicht mehr zulässig. Tichys Einblick erläutert: „Das Genderverbot betrifft nicht den mündlichen Unterricht, sondern nur die schriftliche Kommunikation, und hier eine bestimmte Form des Genderns, nämlich die mit Sonderzeichen: Die Schulen können also zum Beispiel weiter in Elternbriefen die Gender-Paarform benutzen und „Lehrerinnen und Lehrer“ oder „Schülerinnen und Schüler“ schreiben, aber nicht mehr mit Genderstern Lehrer*innen bzw. Schüler*innen.“

Es bleibt zu hoffen, dass nicht nur der Genderstern als weltanschauliches Bekenntnissymbol abgeschafft wird. Denn beim Gendern mit Stern geht es nicht um die sprachliche Gleichstellung der zwei Geschlechter, „sondern um das sogenannte „dritte Geschlecht“, jenseits von Mann und Frau, dem in Deutschland nach Schätzungen deutlich weniger als 1 Prozent der Bevölkerung angehören“ (Tichy). Die weltanschauliche und religiöse Neutralität muss besonders im schulischen Unterricht selbstverständlich bleiben oder auch wieder werden.

Das Herumgeeiere der baden-württembergischen CDU bezüglich des „Genderns“ ist nicht hinzunehmen. Hier müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden. Eine bundeseinheitliche Regelung der Sprachverwirrung und sprachlichen Verhunzung wäre begrüßenswert, ist aber aktuell nicht zu erwarten. Die vom Rat für deutsche Rechtschreibung (Rechtschreibrat) vorgegebenen Regeln der deutschen Sprache müssen als Bildungsstandard wieder eingehalten werden.