Fußball-EM 2024 und die Schule

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Quelle: welt.de

Die Fußball-Europameisterschaft steht vor der Tür. Das gigantische Geschäft der Fußballvereine, Spieleragenten, Fernsehanstalten, Spieler Online-Portale zeigt sich Mitte Juni bis Mitte Juli im trügerischen Kleid eines reinen Sportwettbewerbs zwischen den Nationen. Sympathische Neuzugänge in die Nationalmannschaft wie Pascal Groß verkünden ihren persönlichen Stolz wegen der Nominierung, der deutsch-englische Spieler Jamal Musiala freut sich auf den Spielbeginn und hat „Bock, dass es endlich los geht“. Trotz der authentisch wirkenden Bekundungen pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass die Welt- und Europameisterschaften auch eine zusätzliche Präsentationsplattform für Spieler und Trainer darstellen. Gutes Abschneiden, sportliches Auftreten, bewiesene Tugenden können den Marktwert erhöhen und bestätigen, aber auch in den Keller rauschen lassen.

Eine weitere Facette der großen Wettbewerbe ist die Instrumentalisierung durch die Politik. Es geht längst nicht mehr nur darum, dass das Runde ins Eckige geschossen wird. Seit der WM 2022 im arabischen Golfstaat Katar wissen wir, dass penetranter Wokismus zum öffentlichkeitswirksamen Repertoire von Mannschaften, deren Tross und den teilnehmenden Politikern gehört. Die lächerlichen Gesten der deutschen Mannschaft, die Regenbogenarmbinden mancher Mannschaftsführer und der unsäglichen Nancy Faeser sind nur ein Teil der Belege für den indoktrinären Ansatz rot-grüner Sportfunktionäre. Das hängt einerseits sicher mit der Abhängigkeit des Amateursports von den steuergeldgespeisten Fördertöpfen ab, ist aber auch Leuten wie dem SPD-Mann und DFB-Chef Bernd Neuendorf und seiner politisch motovierten Einflussnahme geschuldet.

Da Sport aber nicht immer nur Politiker und erwachsene Fans begeisterte, sondern auch Kinder und Schülersache war und ist, hat sich ein neues Geschäftsfeld für Schulmaterialienverlage eröffnet. Ganz hervorragend lässt sich der Fußball auch in diesem Feld als Lernanreiz aber auch als Vehikel für weltanschauliche Botschaften nutzen. Das von Nachhilfeinstitut Studienkreis verlegte und kostenlose Fußball-Vokabelheft mit dem Titel „Let’s talk about Fußball!“ [Download: Let’s talk about Fußball! ► Fußball-Vokabelheft – Studienkreis.de] lässt erahnen: Es geht um das Geschäft mit den Fremdsprachen. Ähnlich sieht es bei den Grundschul-Arbeitsblättern für den Mathematikunterricht zur Fußball-Weltmeisterschaft vom Klett-Verlag aus. Andere Verlage halten sich politisch eher zurück.

Einen völlig anderen Eindruck vermitteln einem die angebotenen Unterrichtsblätter von eduSkills. Hinter dem von der EU finanzierten Web-Auftritt steht die Berliner Studio Gaus GmbH des ehemaligen Esperanto-Lehrers Jevgenij Gaus. In der Produktbeschreibung heißt es, dass es sich gerade im Fußball gut ansetzen lässt, „um für Toleranz und Respekt gegenüber unterschiedlichen Religionen, Herkunftsländern und sexuellen Orientierungen zu sensibilisieren. TV-Einspieler von FIFA und UEFA, in denen für Vielfalt geworben wird, dienen in dem Modul der Problemeröffnung. Zur Vertiefung wird im Anschluss daran bewusst eine regionale und kulturelle Distanz eingenommen, um anhand eines Fußball spielenden, kanadischen Sikh und des Streits um seinen Turban eine Diskussion durchzuführen. Homophobie ist im Fußball ein großes Problem. Überlegungen zu Maßnahmen gegen Homophobie und für Toleranz in den Vereinen runden das Unterrichtsmodul ab.“

Eine in dem Zusammenhang wichtigere Publikation wäre dem Unterricht zumindest in den Oberstufen der Gymnasien zuträglicher. In seinem Buch „Fußball war unser Leben – Wie Kommerz und Politik die schönste Nebensache der Welt fast zerstörten“, das in der Edition Sonderwege des Manuscriptum Verlags erschienen ist, arbeitet Günter Scholdt in äußerst unterhaltsamer Weise die toxische Allianz aus Kommerz und Ideologie heraus, die den Fußball in seiner Substanz gefährdet. Die Bedrohung durch Geschäftemacher, Politiker und ihre journalistischen Handlanger, die sich der Attraktivität des Fußballs parasitär bedienen, wird an einer Fülle von Beispielen vorgeführt. Hier wird keine Desillusionierung betrieben, sondern der uns aufoktroyierte Zeitgeist, der dem Fußball aufgesetzt wurde, mit Fakten und Argumenten vorgeführt. Gut lesbare Medien- und Gesellschaftskritik könnte den Schülern die Augen für den Unschuldsverlust des Sportes öffnen.

 

Günter Scholdt

FUSSBALL WAR UNSER LEBEN Wie Kommerz und Politik die schönste Nebensache der Welt fast zerstörten

Klappenbroschur | 488 Seiten | Edition Sonderwege

ISBN: 978-3-948075-10-1 | 28,00 Euro