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Die Aufarbeitungen des Gesamtkomplexes der Corona-Krise sind höchst lückenhaft, um das einmal freundlich auszudrücken. Die damaligen Paniktrompeten in den Mainstream-Medien, die für die Maßnahmenkataloge verantwortlichen Politiker, die Ärzte und die gewissenlosen Geschäftemacher der Pharmaindustrie schweigen zu dem „Jahrhundert-Wahnsinn“ (Horst Frank) und seinen Spätfolgen. Doch die Auswirkungen, die weitreichenden und negativen Spätfolgen sind nicht zu leugnen oder totzuschweigen. Damit meine ich nicht die Impfschäden oder die Belastungen und juristischen Verfahren, mit denen sich seinerzeit friedlich protestierende Maßnahmengegner bis heute herumschlagen müssen, ich meine ganz besonders die Spätfolgen für die Schüler hierzulande, die unter den monatelang geschlossenen Schulen und der sozialen Isolation litten.
Der „Bericht des Sachverständigenausschusses nach § 5 Abs.9 IFSG: Evaluation der Rechtsgrundlagen und Maßnahmen der Pandemiepolitik“ vom Juli 2022 “ stellte bezugnehmend auf internationale und deutsche Studien fest: „Viele Studien haben gezeigt, dass während der Schulschließungen der Anteil von Kindern mit psychischen Problemen anstieg: Schulschließungen und häusliche Quarantäne wurden klar Ursachen für Angst und Einsamkeit bei Jugendlichen mit Auswirkungen auf das soziale und Schlafverhalten der Kinder sowie ihr psychisches Wohlbefinden identifiziert. In Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild.“ Mit den psychischen Störungen einher gingen Motivationslosigkeit während des digitalen Fernunterrichts und große Lernlücken. So wies das MINT-Nachwuchsbarometer 2022 bis Dezember 2022 nach, „dass Schüler in Deutschland während der COVID-19-Pandemie im Fach Mathematik während ihrer Grundschulzeit durchschnittlich einen Lernrückstand von 10 bis 13 Wochen aufgebaut hätten.“ Doch damit nicht genug.
Der im September 2022 von der DAK Bayern beauftragte „Kinder- und Jugendreport 2022“ zeigt nun, dass während der Pandemie „bei Mädchen im Schulalter eine Zunahme der [Depressions-] Neuerkrankungsrate i. H. v. 35 % zu verzeichnen [ist], bei Mädchen im Jugendalter beträgt die Rate 40 %. Dabei fällt die Zunahme bei Mädchen im Jugendalter auch absolut (+11,1 % ggü. 2019) größer aus als bei Mädchen im Schulalter. Bei Mädchen im Schulalter entspricht die beobachtete Zunahme einem Plus von 700 mehr neuerkrankten Mädchen in 2021 als in 2019.“ Und: „Die Häufigkeit ärztlich diagnostizierter und behandelter Essstörungen ist während der Pandemie in Bayern deutlich gestiegen. Gegenüber 2019 wurden in 2021 90 % mehr Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren erstmalig aufgrund einer Anorexie oder Bulimie ärztlich behandelt. Besonders deutlich ausgeprägt ist die Zunahme der Neuerkrankungen bei jugendlichen Mädchen (+130 %).“
Genau diesen Trend hat auch Julian Schmitz, der die psychotherapeutische Hochschulambulanz für Kinder und Jugendliche an der Universität Leipzig leitet, erkannt. Im Interview mit dem „Deutsches Schulportal der Robert-Bosch-Stiftung“ stellt der Professor für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie am 14. August dieses Jahres fest, dass „die psychischen Belastungen aus der Pandemie […] bei den Betroffenen zu Lernrückständen, zu Antriebslosigkeit und Konzentrationsstörungen geführt [haben]. Die Kinder und Jugendlichen bräuchten also mehr Unterstützung und auch im Unterricht mehr Anleitung. Das Schulsystem ist dazu aber nicht in der Lage, weil es selbst so ausgedünnt ist.“ Die Probleme werden, so Schmitz, in das neue Schuljahr mitgenommen „und vermutlich auch noch viel länger. Die Sensibilisierung für das Problem ist da, und es gibt erste Anstrengungen. Aber wenn man bedenkt, dass fast ein Viertel der Schülerinnen und Schüler Symptome psychischer Erkrankungen zeigen, ist klar, dass viel mehr investiert werden müsste, um die Kinder zu unterstützen. Sonst besteht die Gefahr einer Chronifizierung bis ins Erwachsenenalter.“