Kein Geringerer als der Vorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg, Ralf Scholl, schrieb jüngst in den „Badischen Neuesten Nachrichten“: „Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Nicht weil wir das wollen, sondern weil wir mit unseren Firmen auf dem Weltmarkt in internationalem Wettbewerb stehen.
Den Leistungsgedanken aus der Schule zu verbannen, ist daher wirklich keine gute Idee.“
Der Soziologe Sighard Neckel ergänzt dazu nicht einmal widersprüchlich: „Allerdings ist in modernen Demokratien das Leistungsprinzip bei weitem nicht die einzige Sozialnorm von gesellschaftlichem Belang.
Das politische System etwa ist davon ausgenommen, hier gilt das Prinzip der rechtlichen Gleichheit.
Und auch das Sozialstaatsgebot richtet sich nicht in erster Linie nach dem Leistungsprinzip, da hier vor allem die Frage der Bedürftigkeit zählt.“ Der Frankfurter Professor verweist in seinem Text „Die Wirklichkeit des Leistungsprinzips: Ansprüche, Krisen, Kritik“ auf einen seiner bekannten Kollegen: „So postulierte der Soziologe Helmut Schelsky bereits in den 1950er Jahren, dass die Schule die „entscheidende soziale Dirigierungsstelle für Rang, Stellung und Lebenschancen“ sei. Der Schule käme die Aufgabe zu, in Absehung von allen leistungsfremden Merkmalen Bildungstitel allein nach Wissen und Begabung zu vergeben.“
Philologen-Chef Scholl stellt allerdings eine „Verachtung von Noten“ an vielen Gemeinschaftsschulen fest und meint vielleicht an die rot-grünen Träume von einer Abiturienten-Quote von 75% pro Jahrgang anknüpfend: „Die Vergabe von vielen wertlosen Zeugnissen ist aber gerade kein Kennzeichen einer guten Schule oder eines guten Schulsystems!“