Jahrzehntelange bildungspolitische Fahrlässigkeit

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Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, hat sich am 04. Juli dieses Jahres auf der Homepage seines Verbandes unmissverständlich zur aktuellen Personalsituation an den bundesdeutschen Schulen geäußert: „Dass die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz erst jetzt damit beauftragt wird, Lösungen für den seit einem Jahrzehnt offenkundigen Lehrkräftemangel, insbesondere in der Grundschule, zu entwickeln, beweist die bildungspolitische Kurzsichtigkeit.“ Nun ist aber nicht nur der seit Jahren evidente Lehrermangel das zentrale bildungspolitische Thema der Stunde. Auch der Ukraine-Krieg zeigt seine fatalen Auswirkungen; die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien, mahnte schon Mitte April, dass sich Deutschland wegen des Krieges auf bis zu 400.000 zusätzliche Schüler einzustellen habe: „Wir rechnen, dass man ungefähr 60 Lehrkräfte pro 1.000 Schüler braucht. Für 400.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine bräuchten wir also 24.000 Lehrer.“, sagte Prien. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) kam Ende Mai im Rahmen einer Studie zu dem Schluss, dass mindestens 13.400 zusätzliche Lehrkräfte an Schulen nötig seien, um die ukrainisch-stämmigen Schüler zu unterrichten. „Bei einem engeren Betreuungsschlüssel wären mindestens 20.200 zusätzliche Lehrer[…] nötig.“ Mit Stand 03. Juli wurden rund 146.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine an deutschen allgemein- und berufsbildenden Schulen aufgenommen. Der VBE wird dazu deutlich und stellt fest, dass die von der KMK vorgelegten Zahlen zum Bedarf an Lehrkräften den tatsächlichen Bedarf verschleiern: „Geht die KMK von 23.800 fehlenden Lehrkräften aus, berechnet Prof. Klemm [Bildungsforscher Klaus Klemm] 127.000 fehlenden Lehrkräften (ohne pädagogische Reformmaßnahmen) bzw. 158.000 fehlenden Lehrkräften (inkl. pädagogische Reformmaßnahmen).“

Während man also eine willfährige Clique von Altparteienpolitkern jahrelang versuchte, die Welt zu retten, wurde das eigene Land und seine Zukunft konsequent und völlig fahrlässig außer Acht gelassen. Die nun geforderten Maßnahmen zur Bekämpfung des Lehrermangels werden nur bedingt und auf längere Sicht helfen – wenn sie überhaupt ernsthaft exekutiert werden. In Nordrhein-Westfalen pfeift das Schulsystem mittlerweile auf dem letzten Loch, wie news4teachers am 18. Juli berichtet: „Der Kampf gegen Lehrermangel stellt sich als Sisyphusarbeit heraus. Das Beispiel Nordrhein-Westfalen zeigt: Immer mehr Geld und Stellen werden in die Schulen gepumpt, den riesigen Nachholbedarf kann das jedoch noch lange nicht decken.“ Der vermeintliche Segen einer links-ideologisierten Politik – gerade in Merkel-Deutschland – entpuppt sich zunehmend und in aller Deutlichkeit als Fluch.