Lehrkräftemangel: altbekannt doch nie behoben

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Jede Woche fehlen 1 Million Unterrichtsstunden

Man kann das Blatt drehen und wenden, doch ein paar Themen in der Bildungspolitik scheinen immer virulent zu sein. Eines dieser Themen ist der Lehrermangel an unseren Schulen. Bis 2023 sollen laut Kultusministerkonferenz allein an den Grundschulen etwa 12.500 Lehrkräfte fehlen. Die Bertelsmann Stiftung prognostizierte im Jahr 2018 bis zum Jahr 2025 einen Mangel von 35.000 Lehrekräfte, während Bildungskritiker Josef Kraus für die kommenden zehn bis zwanzig Jahre einen Mehrbedarf an bis zu 76.000 Lehrern und einen Ersatzbedarf an rund 190.000 Lehrern eruiert hat.

Diese Zahlen sind deshalb evident, weil natürlich die Qualität der Schulausbildung von der Präsenz der Lehrkräfte abhängt. 2011 konnte die Bild noch schreiben: „Bundesweit werden jede Woche rund eine Million (von insgesamt 12 Mio.) Unterrichtsstunden nicht stundenplangemäß gegeben. Rund die Hälfte davon wird sogar ersatzlos gestrichen. Das berichtet WELT am SONNTAG unter Berufung auf Berechnungen des Deutschen Philologenverbands. Am schlimmsten ist die Lage an Berufsschulen. Hier fällt rund jede zehnte Schulstunde aus. An den Gymnasien sind es acht, an den Grundschulen vier Prozent der Stunden.“ Da Bildung Ländersache ist, liegen der Bundesregierung zu ausgefallenen Stunden aktuell keine Zahlen vor. Überhaupt hat die Corona-Krise mit den erzwungenen Schulschließungen das ganze Bild verfälscht. Nichtsdestotrotz kann auch der digitale Weg nicht das leisten, was die physische Anwesenheit mit direkter Betreuung durch Lehrer in den Schulen leistet.

Empfehlungen aus der Krise gibt es viele: Wiedereingliederung pensionierter Lehrer, Förderung von Seiten- und Quereinsteigermodellen, Reputationsverbesserung des Berufs durch bessere Bezahlung und attraktivere Umfelder. Doch das Absenken der Bildungsqualität und der Anforderungsstandards für Schulabschlüsse, die hohen Zuwanderungsraten in das Bildungssystem, reformpädagogische Irritationen statt Pflege bewährter Lehrmodelle und Curricula und auch die auffallend ungleiche Bezahlung von Lehrkräften verschiedener Schultypen sind sicherlich der falsche Weg, um das deutsche Schulsystem vor einem kompletten braindrain, einer Implosion zu bewahren.